Tolle Location, spannendes zeitgeschichtliches Umfeld auf historischem Boden. Warscheinlich die geschichtsbelastete Räumlichkeit, in der meine Fotos je zu sehen waren. Über 100 Interessierte Trierer Gäste verweilten bei traditionellem Wein, Brot und Wasser. Die Ausstellung ist noch bis zum Monatsende dort öffentlich zugänglich. Danke an die zahlreichen Medienvertreter und dem Team der GdkE.
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Freitag, 1. Juli 2011
Donnerstag, 30. Juni 2011
“Schwarz-weiß bringt es auf den Punkt” Bericht zur Trierer Ausstellung von "16vor"
Posted By Christian Jöricke On 30. Juni 2011 @ 00:52 In Kultur & Medien
16vor: Ist es richtig, dass Sie zur Fotografie kamen, weil Sie sich über die schlechten Familienfotos Ihres Vaters ärgerten?
Herbert Piel: Das ist korrekt. Mit dieser Geschichte eröffne ich meistens meine Vorträge. Es gibt ein Bild von einem Treppenhaus, auf dem man ein Paar Beine sieht. Das ist damals schon sehr innovative Fotografie gewesen. Ich weiß, dass ich eine Mandoline in der Hand und einen Tirolerhut auf dem Kopf hatte. Aber der Betrachter weiß das nicht. Dieser sieht nur ein sehr stylishes Foto. Ich zeige noch zwei, drei andere, wo er es nicht geschafft hat, uns nicht abzuschneiden. Dabei fangen die Leute an zu lachen. Dann sage ich: “Lachen Sie nicht! Stellen Sie sich dieses Tableau von Bildern in dreieinhalb mal dreieinhalb Metern Größe auf einer Fotokunstausstellung in Köln oder sonstwo vor. Da wette ich mit Ihnen, dass mindestens 50 Leute davor stehen bleiben und sich über den Goldenen Schnitt, Dramaturgie, Bauhausstil oder was weiß ich unterhalten.”
16vor: Aber Ihr Vater hat das nicht künstlerisch gemeint, oder?
Piel: Nee, nee. Weil meine Mama und ich uns immer über diese Bilder geärgert haben, habe ich ihm irgendwann die Kamera geklaut. Da war ich elf Jahre und habe selbst mit dem Fotografieren angefangen. Dann habe ich sie irgendwann zur Seite gelegt und wollte Architekt werden. Ich habe eine Bauzeichnerlehre angefangen und nach zwei Jahren wieder abgebrochen, weil ich keine Lust hatte, für Sekretärinnen Kaffee zu kochen. Mit 16, 17 ging es so richtig mit der Fotografie los. Mit 17 habe ich meinen ersten Kanzler fotografiert.
16vor: Sie sollen zu Beginn Ihrer Karriere die Auffordung “Bitte nicht lächeln” auf Ihre Kamera geklebt haben…
Piel: Das kam später. Ich hatte mich dauernd geärgert, mit einem Firmennamen auf der Kamera herumzurennen und kein Sponsoren-Geld dafür zu bekommen. Es gibt Leute, die machen Typenschilder von ihren Autos ab. Mit einer Handprägemaschine habe ich dann “Bitte nicht lächeln” auf die Kamera geklebt.
Der Titel der Ausstellung hat zwei Aspekte. Der eine ist, dass es viele Bilder gibt, die nicht zum Lächeln sind. Der andere ist dieser Aufkleber. Wer den gesehen hat, musste schon ein bisschen freundlicher schauen. Ich wollte, dass die Leute ein bisschen entspannt werden.
16vor: Es war also Ihre Version von “Spaghetti” oder “Riesling”?
Piel: So ähnlich. Die Leute, die ich zu dieser Zeit porträtiert habe, hatten ihr eingeprägtes Gesicht. Bei dem Aufkleber gab es dann den Moment, wo sie geschmunzelt haben. Das wurden schönere Porträts.
16vor: Die Themen der Bilder und die Aufnahmeorte sind sehr verschieden. Von Politikerporträts über den Mauerfall bis zu Polizeieinsätzen bei Großdemos Anfang der 80er Jahre und kurdischen Flüchtlingen…
Piel: Die Grundthemen sind “Die ersten Tage der Ex-DDR”, “Kurdische Flüchtlinge”, “Bundes- und Landespolitik” und eine Abteilung “Harte Fakten” wie Ramstein und Brockdorf.
16vor: Warum ist die Auswahl so unterschiedlich?
Piel: Das folgende Bewandnis: Es ist die Zeit von 1975 bis 1990. Eigentlich sollte die Ausstellung “Die schwarz-weißen Jahre” heißen. Ich habe mich lange geziert mit einer solchen Ausstellung. Das ist schließlich meine ganz normale Arbeit. Heute weiß ich, wer so etwas sehen will. Das sind keine Bilder von 1800 oder von 1950, sondern die erlebbaren letzten 35 Jahre. Damit können viele Leute etwas anfangen.
In einem heftigen deutschen Kameraforum habe ich so zehn Bilder reingestellt. Diese Foren leben von Halbprofis und Edelamateuren. Da kann man das beste Bild der Welt haben, dann schreiben die einem: “Der Rahmen ist scheiße.” Deshalb habe ich von vornherein gesagt: “Ich möchte nicht wissen, ob Staubflecken drauf sind, sondern ob die Bilder nach so einer langen Zeit noch berühren.” Sie standen so ein Jahr drin und ich hatte 21.000 Klicks und über 200 positive Nachrichten. Da habe ich gesagt: “Jetzt machen wir eine Ausstellung.”
16vor: Sind diese 15 Jahre auch für Sie eine bestimmte Epoche? Sind Sie danach auf Farbe umgestiegen?
Piel: Es kam so langsam der Wechsel zu Farbe. In meinem damaligen Zeitungshaus habe ich die komplette Farbumstellung für Fotografie gemacht. Doch schwarz-weiß bringt es eben auf den Punkt. Farbe kann ablenken, wenn man nicht in der Lage ist, in bunt Dinge zu sehen. Wenn man etwas in schwarz-weiß fotografiert, heißt das nicht unbedingt, dass das in Farbe auch gut aussieht.
1975 bis ’90 war für mich mein früheres Leben. Ich habe bei der Auswahl der 120 Bilder, die mir recht schwer fiel, selbst viele Sachen wiederentdeckt. Auf einmal sprudelten wieder die Geschichten dazu heraus. Zu jedem Bild könnte ich Ihnen eine relativ lange Geschichte erzählen. Oder man verbindet Gerüche und Geräusche mit den Motiven.
16vor: Gibt es ein Bild in der Ausstellung, auf das sie besonders stolz sind? Zum Beispiel, weil es ungewöhnlich zustande gekommen ist?
Piel: Es sind meistens die Sachen, denen man es nicht ansieht. Ich hatte immer viel Glück in meinem Leben. Das gepaart mit einem ganz guten Bauchgefühl ergibt solche Bilder. Ich klicke gerade durch meine eigenen Bilder und versuche, Ihre Frage richtig zu beantworten. Auf ein Bild wie das aus Brockdorf mit dem Hubschrauber über den Demonstranten kann ich stolz sein. Da war ich gerade am richtigen Ort und habe das richtige Bild gemacht mit dem richtigen Objektiv. Oder das Porträt der Attentäterin von Lafontaine – das war richtig Arbeit. Da musste man sich schon Gedanken machen: Wann kommt die Frau wo reingefahren und wo wird sie im Wagen sitzen? Es gibt ein paar Bilder, die mir aus verschiedensten Gründen sehr am Herzen liegen. Das sind “Der Mann im Eis”, Joseph Beuys und Brockdorf.
16vor: Wo Sie gerade die Geschichte mit dem “Mann im Eis” erwähnen…
Piel: Wollen Sie sie hören?
16vor: Nur zu.
Piel: 1979 gab es einen heftigen Winter und man hatte alles durchfotografiert, was mit einem bösen Winter zu tun hat. Irgendwie musste dann mal ein lockereres Feature her. Da tauchte die Idee auf, mit einem Mann, der in einem Loch im Eis steht. Das Problem war, ein Schwimmbad zu finden, das im Winter das Wasser im Becken ließ. Das habe ich dann in Lahnstein gefunden. Dazu gehörte der Bademeister Gerd Kempkes, der leider schon verstorben ist. Herr Kempkes war für alles zu haben. Wir haben ein Loch gemacht, in das er reingerobbt ist. Und jetzt erzähle ich Ihnen mal alles, was man nicht sieht auf dem Bild: Man sieht nicht, dass er zwei Neopren-Taucherhosen anhat, eine sehr enge und eine sehr weite. Dazwischen war fast kochendes Wasser. Man ahnt vielleicht am Bauch, dass er mit Vaseline eingeschmiert ist, um die Haut zu schützen. Was man definitiv nicht sieht, ist, was in Gerd Kempkes drin ist: eine halbe Flasche Asbach. Das Bild ist ziemlich gut gelaufen. Und der Oberlahnsteiner Karnevalsverein hat eine Karnevalswagen nach diesem Motiv gebaut.
16vor: Und warum war Ihnen laut Pressemitteilung Hannelore Kohl ewig dankbar?
Piel: Ich habe beim damaligen Kanzlerehepaar u.a. sogenannte Homestorys fotografiert. Es gab immer einen Moment, wo sie sagte: “Gell, Herr Piel, Sie denken aber daran.” Woran ich denken sollte, war, Hannelore Kohl nicht rauchend zu fotografieren. Das habe ich auch nicht gemacht. Sie war Kettenraucherin. Das wäre bei ihrem sozialen Engagement abträglich gewesen, wenn solche Bilder entstanden wären.
16vor: Sie haben 1995 den ersten Preis bei dem Fotowettbewerb “Rückblende” gewonnen. Es heißt, Sie haben sich dabei über etwas geärgert.
Piel: Darüber ärgere ich mich bis heute. Ich bekam dieses nett geschliffene Glasstück, wo “Rückblende” draufsteht, und das war’s. Wer heute die “Rückblende” gewinnt, bekommt 7000 Euro und eine Leica M9 im Wert von 6000 Euro. Ich habe 1995 die Glaslinse gekriegt und ab 1996 gab es dann den fetten Preis.
16vor: Auf dem Flyer zur Ausstellung ist ein Bild von einem durch das Reaktorunglück in Tschernobyl verstrahlten Jungen zu sehen mit Titel “Bitte nicht lächeln”. Das ist eine ziemlich unglückliche Komposition.
Piel: Aber Sie machen sich Gedanken darüber. Das finde ich gut. Ich habe lange hin- und herüberlegt, was ich für das Cover nehme. Alles andere wäre mir nicht plakativ genug oder zu seicht gewesen. Und es sollte berühren, so wie es viele Fotos dieser Ausstellung tun. Durch die Ereignisse in Japan hat es auch noch einen aktuellen Anstrich bekommen.
Die Ausstellung “Bitte nicht lächeln” kann bis zum 31. Juli in den Viehmarktthermen dienstags bis sonntags von 9 bis 17 Uhr besichtigt werden.
Mittwoch, 29. Juni 2011
Mittwoch, 22. Juni 2011
Präsentation "BITTE NICHT LÄCHELN!" Dforum Festival Oberhausen/ Industriemuseum
Unter dem Titel: "Aus dem Leben eines Reportagefotografen" durfte ich am 18.6.11 im Rheinisches Industriemuseum Oberhausen im Rahmen des Dforum Foto-festivals über 250 interessierte Zuhörer zu meinem Vortrag in der tollen Location des Kesselhauses begrüßen. Mein Dank gilt dem Veranstalter, Dirk Wächter und den zahlreichen Zuhörern.
Zum Vergrößern auf das Bild klicken !
Vielen Dank an Dirk Wächter für das schöne Foto !
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Dienstag, 24. Mai 2011
Herbert Piel /"Ein Leben als Reportagefotograf" /6. dforum Festival, 18.6.2011/ 11:15 Uhr, Oberhausen, Rheinisches Industriemuseum,
"Ein Leben als Reportagefotograf" so der Titel meiner Vortragsveranstaltung am 18. Juni im Rahmen des 6.dforum Festivals im Rheinischen Industriemuseum Oberhausen. Dort werde ich u.a. neben Calvin Hollywood und Paul Leclaire und weiteren Referenten ab 11:15 Uhr aus meinem Leben und meiner Arbeit als Bildjournalist auf nationaler und internationaler Ebene berichten.
http://bit.ly/lJncvP
http://bit.ly/lJncvP
Montag, 16. Mai 2011
Freitag, 1. April 2011
Bericht der Rhein-Zeitung/ Kultur anl. Vernissage Galerie Handwerk-Koblenz
Zum vergrößern bitte nur anklicken !
Vielen Dank an Tim Kosmetschke für die freundliche Berichterstattung!
Herbert Piel: Zeitgeschichte in Bildern
Fotografie Ausstellung mit Arbeiten des Bildjournalisten in der Galerie Handwerk eröffnet – Griff nach dem Augenblick
Von unserem Redakteur
Tim Kosmetschke
M Koblenz. Es kommt zur Konfrontation im Wald. Die Polizisten tragen Helme und Schilde, sie stemmen sich gegen die vordrängende Masse der Protestler. Da bricht ein junger Mann mit freiem Oberkörper durch die Verteidigungslinie – Brille, Bart, die Arme erhoben. Ein Polizist – mitten im Kampfgetümmel – schaut ihm nach, ebenso mehrere Demonstranten. Ein fesselnder Augenblick, eine Szene, die ungeheuer viel erzählt über das Geschehen 1981 an der Startbahn West in Frankfurt – eingefangen von Herbert Piel.
„Damals im Wald an der Startbahn – da hat es richtig geknistert. Man hat gespürt: Hier passiert gleich was.“ Der Pressefotograf erzählt das heute, 30 Jahre später, gelassen. Und er hat eine Pointe parat: „Da habe ich mal eine Szene erlebt, die war so ähnlich: Protestler und Polizisten stehen sich gegenüber, eine ungeheure Spannung in der Luft. Ich merke, dass es gleich losgehen wird. Da knackt es im Lautsprecher des Mannschaftswagens, und der Einsatzleiter der Polizei sagt: ,So, hier erst mal die Bundesliga-Ergebnisse ...‘ Da hat sich die ganze Anspannung in Sekunden aufgelöst.“
Herbert Piel hat viel zu erzählen, wenn er über seine Bilder spricht. Gelegenheit bot ihm die sehr gut besuchte Eröffnung seiner Ausstellung „Bitte nicht lächeln!“ in der Galerie Handwerk, wo noch bis 21. April gut 140 Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus seinem Archiv zu sehen sind, entstanden hauptsächlich zwischen 1975 und 1990, in der Zeit, in der Piel als Pressefotograf für Agenturen, Magazine und auch unsere Zeitung tätig war. Ein Kapitel, mit dem er inzwischen abgeschlossen hat: „Ich betrachte das als Episode meines Lebens. Heute mache ich etwas ganz anderes, mache ganz andere Bilder.“ Er betreibt eine Agentur, arbeitet viel für Firmen und Verbände, hat ein Fotostudio.
In einem Fotografenleben sammeln sich Zigtausende Bilder an. Wie hat er ausgewählt? „Ganz hart – und nach meinem Bauchgefühl. Ich habe die Bilder genommen, die mich heute noch berühren.“ Und diese Fotos berühren auch andere. Die Ausstellung ist ein Tourneeprojekt, war schon in Mainz zu sehen, ein Teil hängt in der Leica-Galerie in Solms („Da bin ich besonders stolz drauf“), als Stationen sollen noch mehrere Städte in Rheinland-Pfalz sowie Orte in Asien und den USA folgen. „Ich war selbst überrascht, dass die Ausstellung auch international so gut ankommt“, sagt Piel. Seine Erklärung: „Ich glaube, das liegt daran, dass es Bilder der Zeitgeschichte sind, aber nicht von 1900 und auch nicht von 1950, sondern aus einer Zeit, an die sich noch viele erinnern können oder die sie aus Erzählungen ihrer Eltern kennen.“
Bilder aus einer anderen Zeit: Das sind sie tatsächlich. Als Piel Pressefotos machte, war Bonn noch Bundeshauptstadt, die Mächtigen waren nah, und das Ausflugsprogramm der Bundesregierung führte nicht selten an den Rhein. Loki Schmidt und Nancy Reagan beim Damenprogramm 1982 vor der Pfalz bei Kaub, Präsident Reagan dann 1985 auf dem Hambacher Schloss, Bush senior und immer wieder Kohl – mal mit Japans Kaiser, mal mit Mitterrand, mal mit Pfeife, mal jung, mal alt: Piel hat viele typische Momente der Bonner Republik eingefangen.
Aber er hat nicht gewartet, bis das Zeitgeschehen zu ihm kam. Er ist oft auch dorthin gegangen, wo etwas los war. Oder wo bald etwas los sein könnte: „Sie glauben nicht, wie viel ich in meinem Berufsleben gewartet habe!“ Warten, bereit sein – und dann mit „festem Griff nach dem Augenblick fassen“, wie es Handwerkskammer-Präsident Werner Wittlich bei der Eröffnung ausdrückte: Das macht den Fotografen aus. Dabei sind einige große Bilder entstanden – der CH-53-Hubschrauber über den Köpfen der Anti-Atom-Demonstranten im norddeutschen Brokdorf 1981 etwa oder Willy Brandt bei seiner Erfurter Fensterrede 1990 oder die Autobahnblockade am Frankfurter Flughafen im Jahr 1981.
Als 1991 der Golfkrieg tobte, war Piel im türkisch-irakischen Grenzgebiet und fing das Leid der kurdischen Flüchtlinge ein. Auch den Protest gegen den Krieg in der Heimat fotografierte er.
Überhaupt: Herbert Piel war eben stets auch regional als Fotograf tätig, hat Demonstrationen und Konfrontationen in Rheinland-Pfalz fotografiert. In der Ausstellung hängt auch eine Wand, eigens mit Koblenzer Bildern bestückt – gelassen lachende Helfer beim Hochwasser in Koblenz-Neuendorf 1983 etwa oder der Zieleinlauf des Rollstuhlrennens beim Abendsportfest auf dem Oberwerth 1980.
Ein erstaunlich großer Bereich der Ausstellung ist Bildern gewidmet, die Piel 1990 in der gerade untergegangenen DDR gefunden hat: Bilder aus einem unbekannten Land, in dem reihenweise Babys in Kinderwagen vor der Konsum-Tür abgestellt werden, in dem beim „kleinen Grenzverkehr“ Trabis in die eine und Opels in die andere Richtung fahren, in dem nach der Wende Hammer und Zirkel eilig aus dem Jubelfähnchen herausgeschnitten werden, in dem die Innenstädte aussehen wie runtergekommene und verlassene Dörfer.
Herbert Piel hat viel gesehen. Gut, dass er meistens eine Kamera dabei hatte.
Z Die Ausstellung in der Galerie Handwerk, Rizzastraße 24–26, ist bis 21. April zu sehen; geöffnet täglich von 12 bis 17 Uhr. Infos: www.galerie-handwerk-koblenz.de>
RZ Koblenz und Region vom Freitag, 1. April 2011, Seite 21 (0 Views)
Vielen Dank an Tim Kosmetschke für die freundliche Berichterstattung!
Herbert Piel: Zeitgeschichte in Bildern
Fotografie Ausstellung mit Arbeiten des Bildjournalisten in der Galerie Handwerk eröffnet – Griff nach dem Augenblick
Von unserem Redakteur
Tim Kosmetschke
M Koblenz. Es kommt zur Konfrontation im Wald. Die Polizisten tragen Helme und Schilde, sie stemmen sich gegen die vordrängende Masse der Protestler. Da bricht ein junger Mann mit freiem Oberkörper durch die Verteidigungslinie – Brille, Bart, die Arme erhoben. Ein Polizist – mitten im Kampfgetümmel – schaut ihm nach, ebenso mehrere Demonstranten. Ein fesselnder Augenblick, eine Szene, die ungeheuer viel erzählt über das Geschehen 1981 an der Startbahn West in Frankfurt – eingefangen von Herbert Piel.
„Damals im Wald an der Startbahn – da hat es richtig geknistert. Man hat gespürt: Hier passiert gleich was.“ Der Pressefotograf erzählt das heute, 30 Jahre später, gelassen. Und er hat eine Pointe parat: „Da habe ich mal eine Szene erlebt, die war so ähnlich: Protestler und Polizisten stehen sich gegenüber, eine ungeheure Spannung in der Luft. Ich merke, dass es gleich losgehen wird. Da knackt es im Lautsprecher des Mannschaftswagens, und der Einsatzleiter der Polizei sagt: ,So, hier erst mal die Bundesliga-Ergebnisse ...‘ Da hat sich die ganze Anspannung in Sekunden aufgelöst.“
Herbert Piel hat viel zu erzählen, wenn er über seine Bilder spricht. Gelegenheit bot ihm die sehr gut besuchte Eröffnung seiner Ausstellung „Bitte nicht lächeln!“ in der Galerie Handwerk, wo noch bis 21. April gut 140 Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus seinem Archiv zu sehen sind, entstanden hauptsächlich zwischen 1975 und 1990, in der Zeit, in der Piel als Pressefotograf für Agenturen, Magazine und auch unsere Zeitung tätig war. Ein Kapitel, mit dem er inzwischen abgeschlossen hat: „Ich betrachte das als Episode meines Lebens. Heute mache ich etwas ganz anderes, mache ganz andere Bilder.“ Er betreibt eine Agentur, arbeitet viel für Firmen und Verbände, hat ein Fotostudio.
In einem Fotografenleben sammeln sich Zigtausende Bilder an. Wie hat er ausgewählt? „Ganz hart – und nach meinem Bauchgefühl. Ich habe die Bilder genommen, die mich heute noch berühren.“ Und diese Fotos berühren auch andere. Die Ausstellung ist ein Tourneeprojekt, war schon in Mainz zu sehen, ein Teil hängt in der Leica-Galerie in Solms („Da bin ich besonders stolz drauf“), als Stationen sollen noch mehrere Städte in Rheinland-Pfalz sowie Orte in Asien und den USA folgen. „Ich war selbst überrascht, dass die Ausstellung auch international so gut ankommt“, sagt Piel. Seine Erklärung: „Ich glaube, das liegt daran, dass es Bilder der Zeitgeschichte sind, aber nicht von 1900 und auch nicht von 1950, sondern aus einer Zeit, an die sich noch viele erinnern können oder die sie aus Erzählungen ihrer Eltern kennen.“
Bilder aus einer anderen Zeit: Das sind sie tatsächlich. Als Piel Pressefotos machte, war Bonn noch Bundeshauptstadt, die Mächtigen waren nah, und das Ausflugsprogramm der Bundesregierung führte nicht selten an den Rhein. Loki Schmidt und Nancy Reagan beim Damenprogramm 1982 vor der Pfalz bei Kaub, Präsident Reagan dann 1985 auf dem Hambacher Schloss, Bush senior und immer wieder Kohl – mal mit Japans Kaiser, mal mit Mitterrand, mal mit Pfeife, mal jung, mal alt: Piel hat viele typische Momente der Bonner Republik eingefangen.
Aber er hat nicht gewartet, bis das Zeitgeschehen zu ihm kam. Er ist oft auch dorthin gegangen, wo etwas los war. Oder wo bald etwas los sein könnte: „Sie glauben nicht, wie viel ich in meinem Berufsleben gewartet habe!“ Warten, bereit sein – und dann mit „festem Griff nach dem Augenblick fassen“, wie es Handwerkskammer-Präsident Werner Wittlich bei der Eröffnung ausdrückte: Das macht den Fotografen aus. Dabei sind einige große Bilder entstanden – der CH-53-Hubschrauber über den Köpfen der Anti-Atom-Demonstranten im norddeutschen Brokdorf 1981 etwa oder Willy Brandt bei seiner Erfurter Fensterrede 1990 oder die Autobahnblockade am Frankfurter Flughafen im Jahr 1981.
Als 1991 der Golfkrieg tobte, war Piel im türkisch-irakischen Grenzgebiet und fing das Leid der kurdischen Flüchtlinge ein. Auch den Protest gegen den Krieg in der Heimat fotografierte er.
Überhaupt: Herbert Piel war eben stets auch regional als Fotograf tätig, hat Demonstrationen und Konfrontationen in Rheinland-Pfalz fotografiert. In der Ausstellung hängt auch eine Wand, eigens mit Koblenzer Bildern bestückt – gelassen lachende Helfer beim Hochwasser in Koblenz-Neuendorf 1983 etwa oder der Zieleinlauf des Rollstuhlrennens beim Abendsportfest auf dem Oberwerth 1980.
Ein erstaunlich großer Bereich der Ausstellung ist Bildern gewidmet, die Piel 1990 in der gerade untergegangenen DDR gefunden hat: Bilder aus einem unbekannten Land, in dem reihenweise Babys in Kinderwagen vor der Konsum-Tür abgestellt werden, in dem beim „kleinen Grenzverkehr“ Trabis in die eine und Opels in die andere Richtung fahren, in dem nach der Wende Hammer und Zirkel eilig aus dem Jubelfähnchen herausgeschnitten werden, in dem die Innenstädte aussehen wie runtergekommene und verlassene Dörfer.
Herbert Piel hat viel gesehen. Gut, dass er meistens eine Kamera dabei hatte.
Z Die Ausstellung in der Galerie Handwerk, Rizzastraße 24–26, ist bis 21. April zu sehen; geöffnet täglich von 12 bis 17 Uhr. Infos: www.galerie-handwerk-koblenz.de>
RZ Koblenz und Region vom Freitag, 1. April 2011, Seite 21 (0 Views)
Sonntag, 27. März 2011
Hamburger Morgenpost 23.03. / Anti-Atomkraft Demonstration vor 30 Jahren in Brokdorf
30 Jahre nach der größten Anti-Atomkraft Demonstration in Brokdorf hat anscheinend mein Foto immer noch Symbolcharakter: Hambuger Morgenpost von heute. Das Foto ist im Original in meinen laufenden Ausstellungen, z.B. am 30.03. um 18:30 in der Galerie Handwerk in Koblenz zu sehen.
Zum vergrößern bitte anklicken !
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Donnerstag, 24. März 2011
3seitige Hochzeitsreportage in WEDDINGSTYLE !!
Wir freuen uns über eine große Anerkennung des Top-Hochzeits-Glamour-Magazins "WEDDINGSTYLE", in der wir in der aktuellen Ausgabe Nr. 2/2011 mit 3 Seiten einer Hochzeitsreportage aus 2009 mit Christina und Tobias von der Hardthöhe / Oberwesel vertreten sind. In diesem absolut angesagten Life-Style Magazin mit einem Foto vertreten zu sein, wäre schon eine ganz besondere Ehre, unsere Reportage hat es in Auszügen auf mehr als 10 Fotos auf drei Seiten im A4 Format geschafft. Vielen Dank der Redaktion für die Auswahl, und vielen Dank an Christina und Tobias, daß wir Sie an Ihrem ganz besonderen Ehrentag in dieser traumhaften Umgebung auf den Rheinhöhen im Mittelrheintal begleiten durften.
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Dienstag, 22. März 2011
Sonntag, 20. März 2011
Ausstellungsfoto "Willy Brandt in Erfurt" Gastgeschenk der Landesregierung an neu eröffnetes Willy Brandt-Forum in Unkel
Anläßlich der Eröffnung des Willy-Brandt-Forum in Unkel, überreichte Ministerpräsident Kurt Beck in einer Feierstunde in Anwesenheit des ehemaligen spanischen Ministerpräsidenten Felipe Gonzáles , Brandts Witwe Brigitte Seebacher, des ältestesten Sohnes Peter Brandt, und des SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel mein Foto der zweiten historischen "Fensterrede" von 1990, an den Vorstandsvorsitzenden der Bürgerstiftung Unkel, Thomas Ottersbach. Das 50x70cm große Leinwandfoto wir in einem Bereich die Willy Brandts "Fensterrede" in Erfurt gewidmet ist, zukünftig als fester Bestandteil der Gesamtausstellung gezeigt.
Sonntag, 13. März 2011
"BITTE NICHT LÄCHELN!" ab 30.3.2011 in Koblenz
Hinweis für alle aus der Region Koblenz: Nach den Ausstellungen in der SWR Galerie in Mainz, und der laufenden Ausstellung in der LEICA Galerie in Solms, kommt die komplette Bilderschau mit 150 Exponaten nun auch ab 30.03. in die Galerie des Handwerks nach Koblenz. Eröffnung am 30.3. 18:30 Uhr.
Nächste Stationen in RLP sind Trier / Bad Ems/ Simmern.
Nächste Stationen in RLP sind Trier / Bad Ems/ Simmern.
Mittwoch, 2. März 2011
Bildbericht Ausstellungseröffnung in der LEICA Galerie Solms
Gerade zurück von der Ausstellungseröffnung in der LEICA Galerie Solms und freue mich über den tollen Zuspruch und die anspruchsvolle Umsetzung der Ausstellung im Hause LEICA. VIELEN DANK !!! Besonders habe ich mich über die Anwesenheit von Dr. Andreas Kaufmann (Vorsitzender des Aufsichtsrats)gefreut, sowie die Begleitung durch die LEICA Repräsentanten Gisela Naumann, Tina Wiesner, Andreas Dippel, Jean-Jacques Viau und über Anwesenheit zahlreicher fachkundiger Mitglieder des LEICA User Forums.
Dr. Andreas Kaufmann (Vorsitzender des Aufsichtsrats) und Herbert Piel
Dr. Andreas Kaufmann (Vorsitzender des Aufsichtsrats) und Herbert Piel
Dienstag, 1. März 2011
FotoTV.News 27: Herbert Piel
Ab heute in FotoTV:
http://www.fototv.de/fototvnews_27_herbert_piel
itunes.apple.com/WebObjects/MZStore.woa/wa/viewPodcast?id=296254887
FotoTV.News 27: Herbert Piel
www.fototv.de
Wir konnten den Fotojournalisten und Reporter Herbert Piel zu uns ins Studio holen, um mit ihm über seine Ausstellung in der Leica Galerie in Solms zu sprechen.
http://www.fototv.de/fototvnews_27_herbert_piel
itunes.apple.com/WebObjects/MZStore.woa/wa/viewPodcast?id=296254887
FotoTV.News 27: Herbert Piel
www.fototv.de
Wir konnten den Fotojournalisten und Reporter Herbert Piel zu uns ins Studio holen, um mit ihm über seine Ausstellung in der Leica Galerie in Solms zu sprechen.
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